BAROCK OBOE UND KONZERTGESTALTUNG
Als Musikerin ist es Sophia besonders wichtig höchste musikalische Qualität mit kreativen Konzepten zu verknüpfen. Als studierte Oboistin hat sie sich vor allem in die Barockoboe verliebt und sich in einem zweiten Studium mit der historischen Aufführungspraxis beschäftigt. Als Stipendiatin der Tonali Bühnenakademie, entwickelte sie ihre Kenntnisse in Konzertdramaturgie und Musikvermittlung weiter.
Das spiegelt sich in ihren Projekten wieder, bei welchen sie z.B. begehbare Bühnenräume entwickelt, die zu einer immersiven Konzertperformance werden, oder Filmszenen und Musik zu einem “Barocken Stummfilm” verknüpft. Dabei ist Sophia das Ausbrechen aus dem klassischen Kanon besonders wichtig und so begibt sie sich immer wieder auf die Suche nach Werken von Komponistinnen. In Sololiteratur, aber vor allem auch in der Kammermusik mit ihrem Furore Ensemble.
Mit ihren Programmen spielte sie u.a. bereits bei den Tagen Alter Musik in Herne, beim detect classic festival, dem Tonali Festival in Hamburg und gestaltete mit dem Furore Ensemble das Jugendbarock Festival vom Zamus. Das Orchesterspiel hat schon immer eine wichtige Rolle gespielt und so musizierte sie u.a. im Schleswig Holstein Festival Orchester, WDR Sinfonieorchester, Cölner Barockorchester, Hofkapelle München, Ensemble Musikfabrik, etc.
Ihre musikalisches Studium begann als Jungstudentin auf der Blockflöte, führte sie über die moderne Oboe, welche sie bei Christian Wetzel und Nick Deutsch studierte, zurück zur Barockmusik an die Hfmt Köln. Dort studierte sie bei Bettina Simon Master Barockoboe und im Erasmus am CvA Amsterdam bei Josep Domenech.
SYMPHONY OF A SHOPPING CART
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SYMPHONY OF A SHOPPING CART *
SYMPHONY OF A SHOPPING CART
EIN INTERKATIVES KONZERT FÜR PUBLIKUM & FLÜSTERNDE EINKAUFSWÄGEN,
BAROCK & ELECTRONICS
Aufführung am 20.& 21.06.2025 im leerstehenden Kaufhaus in Aachen
Tonali Abschlussprojekt von Sophia Hegewald
Furore Ensemble: Sophia hegewald, Oksana Pinchuk, Louisa Kaltenbach, Oksana Shnit
Mylene Kroon: Komposition, Live electronics, Gesang
Stage Design: Constanze Müller
Konzertmitschnitt: https://youtu.be/NhuoV34iYgo
Mit dem Stück „Symphony of a Shopping Cart“ widmen wir uns einem Objekt, das wir im Alltag oft übersehen: dem Einkaufswagen.
Was passiert im Supermarkt, wo so viele Menschen aufeinandertreffen und sich die unterschiedlichsten Leute die Einkaufswagen entgegenrollen? Sie bilden ein Verbindungsglied zwischen Menschen – ohne dass diese es merken. Für die einen bedeutet der Wagen Stress, strapazierte Nerven und Existenzangst. Für die anderen ein Stück Zufriedenheit, ein Schritt zu einer besseren Welt durch nachhaltigen Konsum.
All das prallt aufeinander – diese unterschiedlichen Wahrnehmungen und Zustände in dem sich Menschen in ein und demselben Ort befinden. Und welches Medium könnte besser sein, um diese emotionalen Zustände aufzugreifen, als die Musik?
In einem spielerischen Format wird das Publikum dazu eingeladen, den Supermarkt als sozialen Ort neu wahrzunehmen. Es kann sich frei im Raum bewegen und die Einkaufswägen schieben. Diese sind mit Sound und Licht ausgestattet und beginnen im Laufe des Stückes zu flüstern – jeder Einkaufswagen nimmt dabei einen Charakter an und animiert das Publikum zur Interaktion.
Die Charaktere der Wägen werden nicht nur durch das Flüstern, sondern auch durch die Musik sichtbar. Das Furore Ensemble und Mylene Kroon verweben Barockmusik, Live-Elektronik und Gesang auf ihre ganz eigene Weise. Mylene Kroon komponiert Stücke für die Besetzung, in denen sie Gesang und Elektronik mit Barockinstrumenten verbindet. Soundscapes aus dem Supermarkt verwandelt sie in ein dystopisches elektronisches Stück, das das anonyme Aufeinandertreffen von Menschen im Supermarkt symbolisiert. Im weiteren Verlauf der Performance wechseln sich Songs von Mylene, gemeinsame Kompositionen und Barockmusik ab. Durch komponierte Übergänge werden sie ineinander verwoben und entwickeln so eine eigene Klangsprache. Die Mischung aus Pop, zeitgenössischer Musik und Barock schafft ein niedrigschwelliges Programm – eine Einladung, nicht in Genres zu denken, sondern sich von den Klängen zwischen Barock und zeitgenössischer Elektronik mitnehmen zu lassen.
KOMPONISTINNEN IM BAROCK
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KOMPONISTINNEN IM BAROCK *
Komponistinnen
In meinem Masterabschluss in Barockoboe widmete ich mich der Recherche zu Komponistinnen des Barock. Dabei musste ich feststellen, dass es praktisch keine Originalwerke für Oboe von Frauen aus dieser Epoche gibt. Der Grund dafür ist zutiefst sexistisch: Die Anmutung des weiblichen Körpers durfte unter keinen Umständen beeinträchtigt werden. Deshalb begegnet man Sängerinnen und Cembalistinnen – doch alles, was zwischen die Lippen genommen wurde, galt als höchst obszön und entstellte dadurch das liebliche Gesicht der Frau.
Auch wenn es im Barock einige komponierende Frauen gab, ist die Erzählung der emanzipierten Frau nicht wirklich zutreffend. In Frankreich gab es zum Beispiel eine Zeit, in der einige junge Frauen Opern komponierten und aufführten – „was für ein Erfolg“, könnte man denken. Doch der Grund für diese Mode war, dass es als angesagt galt, wieder zu einem natürlichen, einfachen Stil zurückzukehren, den die Frauen aufgrund seiner Schlichtheit gut umsetzen konnten.
Zudem wurden in den Opern oft biografische Elemente verwoben, wodurch das Interesse an der Person und den Gerüchten um sie die Opernhäuser füllte. Das erklärt auch, weshalb diese jungen Frauen meist nur eine Oper komponierten und danach nie wieder. Letzten Endes wollte man doch nur das Bild der anmutigen, gebildeten, jungen Frau sehen – und nicht das einer älteren Dame, die sich aufgrund ihrer kompositorischen Fähigkeiten in den bis heute aufrechterhaltenen Geniekult der Männer einreiht.
Die Oper von Mademoiselle Duval, Les Génies ou les Caractères de l'Amour, ist ein Beispiel für eine solche Oper, die in dieser Zeit in Frankreich entstand. Mademoiselle Duval, am Cembalo, leitete als schillernde Figur von dort aus ihre eigene Oper, die mehrere Male aufgeführt wurde. Hinzu kam ein Gerücht über einen Skandal, bei dem zwei hohe Tiere der französischen Oper handgreiflich geworden sein sollen und Frauen nackt für sich tanzen ließen – was von Nachbarn gesehen und berichtet wurde. Höchstwahrscheinlich war Duval unter diesen Frauen und wurde am Ende von der Oper entlassen. Danach taucht sie nirgendwo mehr auf.
Daraufhin begann ich, Stücke für Oboe zu arrangieren und ein eigenes Programm zusammenzustellen. Ausgehend von dieser Recherche entwickelte ich zudem ein Fotoprojekt, in dem ich die Rolle der Frau im Barock auf künstlerische Weise verarbeitet habe. In dem Video hört ihr einen Ausschnitt aus der Oper von Mademoiselle Duval.
BAROCKE STUMMFILMOPER
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BAROCKE STUMMFILMOPER *
THE UNSEEN HOURS
Ein barocker Stummfilm über die Stillen Momente im Alltag. Das Projekt wurde im Rahmen der Tage Alter Musik in Herne entwickelt und aufgeführt.
Sophia Hegewald- Oboe, Lydia Stettinius - Violine, Alice Bordarier- Viola, Chia- Hua Chiang- Cello, Weronika Stałowska- Cembalo
The Unseen Hours verbindet Film und Musik und richtet den Blick auf die leisen, oft übersehenen Momente menschlicher Emotionalität und Fantasie. Anders als in der Operntradition, in der Gefühle häufig übersteigert dargestellt werden, geht es hier um das Unsichtbare: den Rückzug im Alltag, das Verschwimmen von Fiktion und Realität, die stillen Fragen nach Selbstbestimmung, Fremdsteuerung und dem Sinn in unseren täglichen Routinen.
Eine historische Parallele findet sich in Camilla de Rossis Oratorium Il Sacrifizio di Abramo. Die Komponistin rückt darin als eine der Ersten die Figur der Sara ins Zentrum und macht ihr inneres Erleben hörbar. Diesen Perspektivwechsel – von der äußeren Handlung hin zur Innenwelt – greift das Projekt auf und überträgt ihn in die Gegenwart.
In dem Programm spielen die Musikerinnen live zu den Filmszenen. Dadurch erhält die historische Musik einen zeitgenössischen Kontext und bietet die Möglichkeit zur Identifikation mit der Figur. Das Publikum durchlebt einen Tag – vom Aufstehen bis zum Schlafengehen – und wird durch die abstrakten Filmszenen und die Musik in ihre Innenwelt hineingeführt.
FURORE ENSEMBLE
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FURORE ENSEMBLE *
Wir sind das Furore Ensemble und möchten dem Namen getreu mit unserer Musik für „Furore“ sorgen. Die Barockmusik ist uns eine Herzensangelegenheit, sodass wir diese Liebe und Begeisterung an unser Publikum weitergeben. Unsere Konzerte berühren emotional und fordern intellektuell. So spiegelt sich in unserer Repertoireauswahl einerseits die respektvolle Anerkennung des klassischen Kanons wider, andererseits möchten wir diesen hinterfragen und erweitern. Als vier Frauen ist es uns eine Freude, auch Stücke von Komponistinnen zu entdecken und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Mehr über uns und unsere Programme findet ihr auf unserer Website: https://furore-ensemble.de/uber-uns
AUFNAHMEN
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AUFNAHMEN *
Neben meinen eigenen Projekten spiele ich natürlich auch in Orchestern und Ensembles. Hier ein paar Videos aus meinem Barockoboen Studium und anderen Projekten.