Ein halbes Jahr bin ich herumgereist und habe Dirigentinnen fotografiert, die an ganz unterschiedlichen Punkten ihrer Karriere stehen.
Fast alle dieser Dirigentinnen waren es leid, auf ihre Rolle als Frau am Dirigierpult angesprochen zu werden. Trotzdem nahmen sie am Projekt teil, weil das Thema für sie nach wie vor wichtig ist. Dieser Zwiespalt setzt sich fort: schnell bekommt man den Eindruck, dass Frauen am Dirigierpult gerade im Trend liegen und sie entsprechend stark gefördert werden. Schaut man sich jedoch die Zahlen an, wird schnell klar, dass die Klassikbranche ein Problem hat: bei 129 festen Stellen für Dirigent*innen werden grade mal 4 von Frauen besetzt.
In meiner Arbeit setze ich mich einerseits mit der Situation von Dirigentinnen in der Klassik und ihre struktureller Benachteiligung auseinander. Andererseits steht das Projekt exemplarisch für die generelle Debatte um weibliche Führungskräfte. Auch wenn Frauen vermehrt gefördert werden heißt das nicht, dass tradierte Rollenbilder und Verhaltensmuster von Männern und Frauen nicht tief verwurzelt sind und die aktuellen Strukturen nach wie vor auf genau diesen Bildern aufbauen.
Grundlagen für die Portraits und Stillleben waren einerseits Gespräche mit den Dirigentinnen und das Buch „Dirigent*innen im Fokus“, herausgegeben von Hannah Schmidt und dem Frauenkulturbüro NRW e.V., welches das komplexe Thema auf grandiose Weise diskutiert, indem es verschiedene Sichtweisen und Analysen zusammenbringt.
Das Buch kann erworben oder als PDF kostenlos heruntergeladen werden: https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-6999-2/dirigent-innen-im-fokus/?number=978-3-8394-6999-6

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